Home Business-Forum Business-Forum Klimakrise trifft auf Tech-Wirtschaft (ein etwas zeitloser IFA-Rückblick von Jan Nintemann)

Klimakrise trifft auf Tech-Wirtschaft (ein etwas zeitloser IFA-Rückblick von Jan Nintemann)

Die IFA-2020 Special Edition nahm Jan Nintemann zum Anlass, mit seiner Messe-Agentur Global Fairs TT-Messe seinen Schwerpunkt zu verlagern: Statt des langjährig von ihm organisierten IFA-Reseller Park, der im Eingangsbereich des CityCube in diesem Jahr nur zwei Aussteller beherbergte (den Berliner Smart-Home-Anbieter Homee sowie die SmartHome Initiative Deutschland e.V.) legte er in diesem Corona-Jahr seinen Fokus auf die Organisation der zweiten Edition seiner 2019 gestarteten Klima-Studio-Konferenz am Rande der IFA.
Foto: Global Fairs TT-Messe
Foto: Global Fairs TT-Messe
Spätestens seitdem die Fridays for Future-Bewegung 2019 dafür sorgte, dass die Klimakrise in das Bewusstsein der breiten Weltöffentlichkeit dringen konnte, ist der Klimawandel nicht nur für Nintemann neben der digitalen Transformation ein Nummer-1-Thema in mehr oder weniger allen wirtschaftlichen Sektoren - und somit insbesondere auch in den Tech-Branchen, zu der natürlich auch die IFA-Themen Consumer Electronics, Home Appliances, IT und IoT, Telekommunikation sowie Smart Home/Smart Building gehören. Was Jan Nintemann aber wundert, ist seine Beobachtung, dass in nahezu allen Branchen in der Kommunikation ihrer fachlichen Organe und ihren Wertschöpfungsstufen als das Thema Nummer 1 nur die Digitalisierung ganz oben auf der Agenda angesiedelt ist, welches seit Jahren auch entsprechend vielfältig in den Fachmedien kommuniziert wird - während das andere Thema Nummmer 1 - nämlich die Klimakrise - oftmals nur selten bis gar nicht erwähnt wird. Und wenn, dann spricht man hier und dort gelegentlich über Nachhaltigkeit (das klingt irgendwie positiver und nicht ganz so bedrohlich).

Marktveränderungen durch Klimawandel

Jan Nintemann hierzu: „Es ist in Wirklichkeit doch genau andersherum: Genau wie 1990 bei der Entstehung des damals neuen entmonopolisierten Telekommunikationsmarktes eher die Schnellsten oder auch Neu-Einsteiger und weniger die größten Unternehmen des damaligen deutschen Telekommunikationsmarktes die Gewinner des neuen liberalisierten Marktes waren, so gilt diese Regel genauso auch heute in Zeiten der Digitalisierung und des Klimawandels.“ Seiner Meinung nach müssen die Unternehmen schnellstens beginnen, die absehbar zwangsläufig eintretenden Marktveränderungen aufgrund des Klimawandels als Chance zu begreifen - und nicht als Bedrohung. Nintemann: „Wir müssen den Wandel unseres Wirtschaftens und Handelns hin zu einer klima- und umweltgerechten Art und Weise nicht als Großunternehmens-getriebene Entwicklung denken (nach dem Motto: „Die machen das schon“ - obgleich genau das eben nicht der Fall ist, siehe diesbezüglich z.B. das Desaster in der Automobilbranche und den Preis, den die Auto-Hersteller für ihr Verhalten jetzt zahlen), sondern als gesellschaftspolitische, zukünftig mehr und mehr Behörden-regulierte neue Handlungsstruktur mit Vorgaben, die sich holistisch bis in alle Lebens- und Unternehmensbereiche hinein auswirken werden (Stichwort “New Green Deal“ der EU)“.
Foto: Global Fairs
Foto: Global Fairs
Jan Nintemann sieht aufgrund des begonnenen Klimawandels gewaltige Umbrüche bevorstehen, gerade auch in den Tech-Branchen. „Bei den zu erwartenden Veränderungen wird es einen Wettlauf zwischen den regulierenden EU- und nationalen Behörden und den Unternehmen in den Märkten kommen, da es Firmen geben wird, die die Zähigkeit der politischen Prozesse bzgl. des Umbaus in eine klimagerechte Welt nicht abwarten wollen. Hierbei können nahezu alle Branchen und Sektoren langfristig wirtschaftlich profitieren, wenn sie sich schnell auf umwelt-, ressourcen- und klimaschonende Produkte und Lösungen einlassen - die parallel einhergehen mit einem veränderten, sprich umweltbewussteren Konsumentenverhalten, welches ja schon längst eingesetzt hat. Bestimmten nämlich in der Vergangenheit neben dem Marken-Image maßgeblich das Verhältnis von Preis und Nutzungsleistung den Erfolg eines Produktes am Markt, so werden es in Zukunft Klima- und Umweltkriterien sein: Je umweltschonender ein Produkt, desto wettbewerbsfähiger gegenüber der Konkurrenz und der Vermarktungserfolg. Oder aber die Unternehmen verharren eigenwillig in der ausschließlich auf Profitmaximierung ausgerichteten gestrigen, klimafeindlichen Welt - an der sie so lange festhalten wir irgend möglich. Diese Firmen verlieren nicht nur kostbare Entwicklungszeit in klimagerechte Produkte und Lösungen, sondern sie bereiten auf diese Weise den Pfad ihres eigenen Endes. Schon jetzt müssen sie sich immer mehr auch gegen das Image eines Klimaleugners wehren, denn mit ihrem Verhalten tragen Sie auch die Mit-Verantwortung für gegenwärtige und zukünftige, vermeidbare Klimabelastungen. Das hat (neben der Autobranche) von allen wirtschaftlichen Sektoren am wirkungsvollsten die Finanzbranche längst verstanden“, führt Nintemann weiter aus.

Nachhaltigkeit durch Digitalisierung

Foto: SmartHome Initiative Deutschland
Foto: SmartHome Initiative Deutschland
Die Konnektivität von allen möglichen Haushalts-, Unterhaltungs- und Kommunikationsgeräten auf der einen und smarten Klima-, Licht- und Security-Steuerungsprozessen auf der anderen Seite ist eine Herausforderung für jeden Anwender - und auch für die Einzelhändler und Systemintegratoren, die fit für diese neuen Betätigungsfelder gemacht werden müssen. Die digitale Vernetzung bildet sozusagen die Basis der neuen spannenden Formel der Tech-Branchen: Nachhaltigkeit durch Digitalisierung. Dass hier der Datenschutz zu einer lästigen Nebensächlichkeit verkommt, darf aber nicht passieren - sie sollte das Herzstück aller smarten (sprich: ITK-gesteuerten) Technologien werden. Neueste Marktforschungen stellen fest, dass bis zu 30 Prozent der Bevölkerung vor Smart-Home-Installationen zurückschrecken, weil - mit Recht - befürchtet wird, dass hier in großem Stile private- oder Unternehmensdaten Daten „abgesaugt“ werden und smarte Home- und Gebäudetechnik als Einfallstor von Cyber-Kriminalität eingestuft wird.

Bürger CO2-Projekt

Ein zentrales Thema der „Klima-Studio-Konferenz“ im City Cube der IFA 2020 Special Edition war das von Günther Ohland (1.Vorstand und Gründer der vor zehn Jahren ins Leben gerufene SmartHome Initiative Deutschland e.V.) initiierte „Bürger CO2-Projekt“, das er dort launchte. Nachdem Clara Mayer, Sprecherin von Fridays for Future Berlin, mit ihrer kurzen, aber umso bissigeren Keynote den Reigen der Redner eröffnet hatte, erläuterte Günther Ohland das Bürger CO2-Projekt.

Klima geschont, Kosten gespart

Bernd Grohmann, Foto: eQ-3
Bernd Grohmann, Foto: eQ-3
Anschließend erklärte Bernd Grohmann, Vorstand von eQ-3, mit der Hausmarke Homematic IP Europas Marktführer für Smart-Home-Steuerungszentralen, wie mit erstaunlich geringem Installations- und finanziellem Aufwand die CO2-Bilanz von Häusern und Wohnungen sich um bis zu über 30 Prozent verbessern lässt: im Wesentlichen durch eine smarte, individuelle Einzelraum-Heizregelung. eQ-3 (die auch die Rolle des Hauptsponsors des Bürger CO2-Projektes übernahm) hatte zuvor in einem Feldversuch über einen längeren Zeitraum in ihrer Heimatregion Landkreis Leer die Wirkung ihres Homematic IP Smart-Home-Systems quasi empirisch gemessen und konnte so mit belastbaren Daten die beabsichtigte CO2-Reduktion dokumentieren - die für die Verbraucher gleichzeitig natürlich auch immer Kostenersparnisse mit sich bringen: Klima geschont, Kosten gespart - genau das gefällt den Konsumenten.

Auf der IFA-Klima-Studio-Konferenz präsentierten an zwei Tagen zehn fachkundige und hochkarätige Experten und Entscheidungsträger ihre Einschätzung und aktuellen Lösungen rund um die Themen Klimaschutz. Alle Redebeiträge der Konferenz sind ungekürzt und ungeschminkt auf dem YouTube-Kanal von Global Fairs (www.tt-messe) sowie von SmartHome TV öffentlich abrufbar. In der kommenden Zeit werden sie in viele Sprachen übersetzbar gemacht, so dass sie auch internationale Aufmerksamkeit generieren können.

Corona-Krise und Messen

Foto: Global Fairs und SmartHome Initiative
Foto: Global Fairs und SmartHome Initiative
Die IFA Berlin ist nach dem Ende der einst weltgrößten IT-Messe, der Cebit Hannover, mehr denn je die Weltleitmesse der Consumer Electronics und damit auch Europas größte und wichtigste Digitalmesse. Auch aus dieser Verpflichtung heraus hat die Messe Berlin mit dem die IFA tragenden Verband, der gfu, lobenswerterweise und mit viel Fingerspitzengefühl die IFA 2020 Special Edition organisiert - die erste physische Messe einer internationalen Leitmesse nach dem Lockdown überhaupt weltweit. Es wurde eine Corona-gerechte und gut durchorganisierte Messeveranstaltung mit begleitenden Konferenzen ohne jegliche Komplikationen. „Man hatte das Gefühl, dass der tägliche Einkauf zuhause bei Rewe, Edeka & Co deutlich infektionsgefährdender ist als die Teilnahme an der IFA 2020 Special Edition mit den disziplinierten B2B-Fachbesuchern“, so Jan Nintemann.

Doch wie wird sich die Messewelt nach dem Lockdown im Frühjahr dieses Jahres weiter entwickeln und sich wiederaufrichten? Jan Nintemann, seit über 20 Jahren in der deutschen Messewelt der Tech-Branchen zuhause, fasst seine Einschätzung zusammen:

Die vielzitierte Aussage, wonach die Welt nach Corona eine andere sein wird als vor Corona, trifft ganz sicher auch auf die Messewelt zu. Aus den Absagen großer Leitmessen, auch in das Zeitfenster des ersten Halbjahres 2021 hinein (z.B. Bau München, ISH Frankfurt) lässt sich schließen, dass offensichtlich die Mehrheit der Aussteller und der die Messe tragenden Fachverbände und ihren Messe-Ausschüssen die Corona-Situation bis Mitte 2021 als so unberechenbar und unsicher bzw. risikobehaftet einschätzen, dass in den restlichen Monaten 2020 und im ersten Halbjahr 2021 nur mit kleineren, Corona-gerecht organisierten „Special Events“, zumeist als Hybridmessen (also eine überschaubare physische Präsenz in Kombination mit einer „Digitalmesse“), veranstaltet werden. Durch das aktuell zum Herbst und Winter hin wieder ansteigende Infektionsrisiko wird dieser Trend zudem noch manifestiert. Gleichzeitig nehmen viele Unternehmen von der Möglichkeit Gebrauch, sich ohne Image-Schaden die Kosten eines Messeauftrittes, immerhin durchschnittlich etwa ein Drittel ihres Marketing-Budgets, zu sparen.
Foto: Global Fairs TT-Messe
Foto: Global Fairs TT-Messe
Politik und Märkte rechnen international wohl mit einer allgemein ausreichenden Verfügbarkeit eines Corona-Impfstoffes und weiterer Medikamente, die das Corona-Risiko deutlich minimieren, ab Mitte 2021. Allerdings kann die Bereitstellung an verfügbaren Impfstoffen der für die angestrebte Herdenimmunität benötigte Menge für etwa 60 Prozent der Bevölkerung bis zu eineinhalb Jahre in Anspruch nehmen. Gleichwohl rechnen die IFA-Manager für September 2021 wieder mit einer „normalen“ IFA-Größe. Es hat sich ja herumgesprochen, dass die Messe- und Veranstaltungsbranche besonders hart von der Corona-Krise betroffen ist - kommt das Versammlungsverbot im Wirk-Effekt doch quasi einem Berufsverbot gleich. Andererseits ist Deutschland im Messewesen weltweit führend. Bis dato werden etwa 60 Prozent aller Weltleitmessen in Deutschland veranstaltet. Dementsprechend groß hat sich hierzulande die Messewirtschaft mit einem breiten Dienstleistungs-Spektrum aufgestellt. Getreu dem Motto: „Messe = Marktplatz = Impuls- und Taktgeber der Wirtschaft“ sind Messen regelmäßig stattfindende punktuelle Ereignisse, die der jeweiligen Branche einen besonderen Schub verpassen und durch neue Impulse zum Markt hin ihre mediale, werbliche und vertriebliche Wirkung entfalten - nach wie vor.

In dem wirtschaftlichen Geflecht der Tech-Branchen mit all ihren Wertschöpfungsstufen ist es für jeden im Handel tätigen Unternehmer und Einkäufer von existentieller Bedeutung, von Zeit zu Zeit die geschäftliche Entwicklung zu überprüfen und die individuell auf seinen Betrieb zugeschnittenen „richtigen“ und optimalen Inhalte zu finden und Entscheidungen zu treffen. Dies ist nur mittels persönlich eingeholter und belastbarer Informationen inklusive intensiver Kommunikation mit vorhandenen und neuen Geschäftskontakten möglich: Auf den Branchen-Leitmessen holen sich die Marktteilnehmer wie nirgendwo sonst ihre Entscheidungsgrundlagen für ihr unternehmerisches Wirken für das kommende Jahr und bis auf Weiteres - bis zur nächsten Messe also, denn die technologischen Entwicklungen und die Marktbedingungen verändern sich ständig und man muss sich stets „maßgeschneidert auf das eigene Unternehmen und dessen Kernkompetenzen“ umorientieren bzw. anpassen.

Was machen die Fachbesucher-Innen auf einer Fach-Leitmesse? Sie organisieren vor Anreise erstmal jede Menge Termine mit ihren wichtigsten und potentiell neuen Geschäftspartnern - den Ausstellern. Manches aufgeschobene Problem wird angesprochen und das Vertrauensverhältnis abgeklopft. Dann schauen sie sich - mehr oder weniger gezielt - weitere Anbieterstände und neue Produktsegmente an. Und zwischendurch trifft man sich auf dem Messegelände immer wieder mit bekannten Geschäftsfreunden, mit denen man sich gegenseitig über die bis dato geführten Gespräche austauscht (Networking). Und dann gibt es auf jeder Messe noch das Aufeinandertreffen wichtiger Zufälle, die oftmals die Tür zu einem neuen Geschäftsumfeld oder einer gewinnbringenden, langen Geschäftspartnerschaft öffnet!  Die Fachbesucher erhalten auf diese Weise nicht nur einen auf ihre Bedürfnisse hin optimiert ausgerichteten Status quo der sie individuell-relevanten Markttrends, sondern verfestigen gleichzeitig ihr belastbares Business-Netzwerk, ohne die ihre Existenz nicht auskommen kann. Und je mehr Gespräche mit Branchenteilnehmern geführt werden, desto objektivierter das Gesamtbild, welches dann zu den bestmöglichen unternehmerischen eigenen Entscheidungen führt.
Foto: Global Fairs
Foto: Global Fairs
Diese persönlichen vertrauensvollen geschäftlichen Beziehungen sind unabdingbar für jedes Unternehmen gleich welcher Kategorie. Denn in einer freien Marktwirtschaft bilden hauptsächlich individuelle oder gruppenspezifische konditionelle, vertrauliche Vereinbarungen, auf die sich maßgeblich der ganze unternehmerische Erfolg (Gewinn) des einzelnen Unternehmers stützt, die Basis der untereinander im Wettbewerb stehenden B2B-Geschäftsbeziehungen. Wenn sich alle (aus dem Internet) die gleichen Konditionen holen und diese zudem jedem zugänglich gemacht würden, würden sofort die notwendigen Margen schwinden und der Betrieb würde seine geschäftliche Grundlage verlieren. Diese Vertrauensverhältnisse sind nur über persönliche Gespräche und Meetings erreich- und haltbar. Nirgends kann man als Unternehmer in einer Branche an einem Ort und in so kurzer Zeit so kostengünstig so viele persönliche Gespräche absolvieren wie auf einer Fach-Leitmesse, weil hier nahezu alle wichtigen Kontakte anzutreffen sind, die für das jeweilige Unternehmen für die zukünftige Entwicklung relevant sind.

Messen und Klimakrise

Die Corona-Krise hat uns allen nun real vor Augen geführt, wo (schnell müde machende) digitale Schulungen, Konferenzen und Verkaufsräume bzw. Online-Messen ihre Grenzen haben. Sicher ist: nach Corona wird die Welt eine andere sein als vor Corona: deutlich weniger Flüge, wo kostengünstige, zeitsparende und umweltschonende Video-Meetings völlig ausreichen. Die gewachsene Online-Vermarktung von Produkten geht nicht nur zu Lasten unserer Innenstädte, sondern dürfte hier und dort auch das Ausstellungsbedürfnis auf Messen schmälern. Dennoch gibt es vielfältige Gründe, warum die Messewelt nach der Corona-Zeit durchaus optimistisch in die Zukunft blicken kann und sollte - wenngleich auch die Rahmenbedingen und Präsentations-Strategien sich verändern werden:

Nahezu alle mittleren und größeren Hersteller und Anbieter haben - quer durch alle Branchen - in Zeiten der Corona-bedingten Messe-Abstinenz zweifelsfrei deutlich zum Ausdruck gebracht, dass sie (aus oben genannten Gründen) auch in Zukunft auf ihre wichtigen Messen nicht verzichten können und wollen.

Wie von der im September veranstalteten IFA Berlin vorgeführt, wird es bis zum Jahresende und im ersten Halbjahr 2021 in kleinerem Rahmen einige Corona-gerechte Messen geben.

Es ist damit zu rechnen, dass ungefähr ab zweitem Halbjahr 2021 die Messewirtschaft wieder anzieht - jedoch wird sie nicht schon im ersten Halbjahr nach Corona die volle Auslastung erreichen. Je nach erfolgreicher Bekämpfung der Corona-Pandemie und dem Wirkungsgrad des Wiederaufschwungs werden sich in den Folgejahren die Messehallen langsam wieder füllen - trotz der Etablierung eines Anteils digitaler Messen, die aber in erster Linie als Hybrid-Lösung vom gleichen Veranstalter der physischen Messe angeboten werden.

Die Klimakrise überschattet immer mehr die Corona-Krise. Die wahrgenommene urplötzliche Verhaltensänderungsmöglichkeit von Politik und Wirtschaft aufgrund der Corona-Krise und ihre erstaunlich breite Akzeptanz in der Gesellschaft strahlt unmittelbar auch auf die in Wirklichkeit viel größere Dauerkrise der Zukunft ab, die mehr als alles andere unser Wirtschaften und Handeln zu raschen Verhaltensänderungen zwingt: der Klimaerwärmung. Die innerhalb der EU, aber auch weltweit in nie dagewesener Größenordnung bereitgestellten Gelder zum Aufschwung der Wirtschaft nach der Corona-Krise werden daher - insbesondere in der EU - an Maßnahmen zur Einhaltung der Klimaziele gekoppelt werden. Dies wird nicht nur in der Wirtschaft insgesamt, die für 70 Prozent der klimaschädlichen Emissionen geradesteht, zu gewaltigen Anstrengungen in ein Umweltgerechtes Wirtschaften - in der Regel mit dem mittelfristigen Ziel der Klimaneutralität - führen, sondern tangiert auch die Messewirtschaft, die einerseits beim Wiederaufbau auf kräftige Unterstützung angewiesen ist - die benötigten Mittel von der Politik andererseits aber nun an klimafreundliches Messewirtschaften gekoppelt wird.

Immer dann, wenn einer Gesellschaft große Technologie-Sprünge und andere „Jahrhundert“- Veränderungen (hier: Klimawandel, Umwelt und Digitalisierung) bevorstehen und auch während dieses ganzen, viele Jahre andauernden Veränderungsprozesses selbst sind Messeplätze die meistgenutzten und wirkungsvollsten Plattformen, um diese Neuerungen am Markt und in der Gesellschaft dynamisch durchzusetzen. Auf Messen werden diese Veränderungen nicht nur bestmöglich wirkungs-effektiv persönlich und medial kommuniziert, sondern münden in Form von Geschäftsanbahnungen auch direkt in konkrete Umsetzungen, da alle Vermarktungs-Multiplikatoren anwesend sind. Da die Medien stets Teil davon sind, wird so von Messe zu Messe ein beabsichtigter „Entwicklungsschub“ angestoßen, der die Durchsetzung der Marktprozesse in Richtung „New Green Deal“ massiv beschleunigt (keine andere Messe hat den „Beschleunigungs-Effekt“ bei der Etablierung der IT-Technologien im deutschen Markt in den 90iger Jahren besser gezeigt als die leider beendete CeBIT).

„Messen zeigen Zukunft“

Dementsprechend fasst Jan Nintemann zusammen: „Wenn uns besonders große Veränderungen unseres Wirtschaftens und Handelns bevorstehen, ist es die Zeit der Messen. Denn Messen zeigen Zukunft - und diese ist grün. Eine andere Zukunft gibt es nicht mehr. Die Bedeutung der Messewirtschaft ist nicht hoch genug zu bewerten, wenn es darum geht, den zeitlich gedrängten gewaltigen Wandel in eine grüne Welt auch ökonomisch umzusetzen - vor allem dann, wenn das Konzept des „New Green Deals“ ein europäischer Exportschlager werden soll. Auch die Berliner AUMA.de (Verband der deutschen Messewirtschaft), ja sogar die Pariser UFI.org („The home of the Global Association of the Exhibition Industry“) sollten sich in ihrer Ausrichtung und Aufgabenstellung an den verbindlichen Klimazielen orientieren. Denn wenn 70 Prozent der CO2-Emissionen durch die Wirtschaft verursacht werden, die ihr Zukunfts- und Leistungspotential auf den Messen der Welt nicht nur zeigt, sondern auch noch konkret vermarktet, dann gibt es wohl keinen effektiveren Hebel in der Welt-Ökonomie, die Welt schnell umweltfreundlich und klimagerecht umzugestalten, als die auf die von den Vereinten Nationen politisch festgelegten Klima- und Umweltziele ausgerichteten Fach-Leitmessen. Die Messe-Verbands-Zentralen AUMA und UFI könnten dann ihre längst erstellen Nachhaltigkeitskonzepte endlich aus den Schubladen holen und ihre Mitglieder (die Messegesellschaften- bzw. -veranstalter) darin unterstützen, deren Messen klima- und umweltgerecht auszurichten. Aus gutem Grund haben wir unserer Messeagentur das FfF-Partnerlogo Exhibition for Future verpasst.“

Weitere Infos zu den Messe-Aktivitäten von Jan Nintenmannwww.tt-messe.de
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