Marktanalyse von NIQ

US-Zölle verändern den Konsum bei Elektronikprodukten

Technik wird heutzutage kritischer hinterfragt, gezielter gekauft und muss deutlich mehr leisten, um zu überzeugen. NIQ zeigt anhand von fünf zentralen Trends, wohin die Reise geht:

1. Einfluss der US-Strafzölle

Die Strafzölle der US-Regierung beeinflussen die Kaufentscheidung bei deutschen Konsumenten. Fast jeder Zweite zeigt sich laut NIQ eBUS Umfrage (aus KW 15/2025) besorgt, dass die globale Handelspolitik direkte Auswirkungen auf die eigene finanzielle Lage haben könnte. In der Folge wächst die Kaufzurückhaltung gegenüber Produkten aus den USA. Insgesamt geben 72 Prozent der Deutschen an, künftig weniger US-Produkte und US-amerikanische Marken kaufen zu wollen – ein deutliches Signal, das sich besonders im Technikbereich zeigt. Denn ca. 64 Prozent der Befragten planen, künftig seltener US-Smartphones zu kaufen. Bei größeren und kleinen Haushaltsgeräten wie Kaffeemaschinen, Kühlschränken oder Mikrowellen liegt dieser Anteil sogar bei 69 Prozent. Auch bei Unterhaltungselektronik wie Kopfhörer oder Spielekonsolen (65 %) oder IT-Produkten wie Laptops oder Tablets (61 %) wollen deutsche Verbraucher seltener zu US-Marken greifen. Diese Zurückhaltung ist kein Zufall: Preissteigerungen infolge von Zöllen, aber auch ein bewussterer Umgang mit Herkunft und Marke spielen eine immer größere Rolle im Konsumverhalten.

2. KI allein ist kein Kaufgrund

„AI-enabled“ ist derzeit ein gern verwendetes Etikett der Industrie. Doch die Konsumenten ziehen noch nicht mit. Laut NIQ entscheiden sich global nur 7,8 Prozent der Smartphone-Käufer bewusst wegen der KI-Funktionen für ein bestimmtes Modell. In Deutschland fällt dieser Anteil mit 6 Prozent noch geringer aus – vor allem aufgrund der ausgeprägten Sensibilität beim Datenschutz. Datenschutzbedenken bei smarten Haushaltsgeräten sind laut NIQ mittlerweile die zweithäufigste Kaufbarriere, bei Sprachassistenten sogar die wichtigste. Für Verbraucher haben andere Features weiterhin Priorität: lange Akkulaufzeit, große Speicherkapazität oder einfache Bedienung. Im Laptop-Segment liegt der Fokus weiterhin auf Arbeitsspeicher, nicht auf KI-Prozessoren. Bei Smartphones ist für 53 Prozent der Deutschen die Akkuleistung entscheidend. Auch bei Wireless-Headphones zählen Tragekomfort und Klang mehr als KI-Funktionen. Für Hersteller heißt das: Der konkrete Mehrwert von KI muss besser erklärt und emotional entlastet werden, sonst bleibt sie ein Feature ohne Wirkung.

3. Smartphones werden länger genutzt

Immer mehr Konsumenten behalten ihr Smartphone für längere Zeit: 72 Prozent der Nutzer in Deutschland verwenden ihr Gerät inzwischen über drei Jahre, 2020 waren es noch 56 Prozent. Der zwei-jährliche Austauschzyklus ist damit vorerst vorbei. Diese Entwicklung hat direkte Auswirkungen auf den Markt: Der Smartphone-Absatz sank im Jahr 2024 um 2,5 Prozent. Am geringsten fällt das Minus bei hochpreisigen Geräten über 600 US-Dollar aus – hier liegt der Rückgang nur bei minus 0,7 Prozent. Viele Konsumenten greifen also weiterhin bevorzugt zu leistungsstärkeren und langlebigeren Modellen – und behalten diese deutlich länger.

Alexander Dehmel
Alexander Dehmel

(Bild: NIQ)

4. Innovationsmüdigkeit

Obwohl Tech-Produkte weiterhin innovativ sind, steigen Konsumenten zunehmend aus der Innovationsspirale aus. Laut NIQ ist der Umsatzanteil neuer Produkte, die jünger als zwei Jahre sind, weltweit von 75 Prozent im Jahr 2021 auf 63 Prozent im Jahr 2024 gesunken. In Deutschland liegt der Wert im Jahr 2024 bei 57 Prozent. „Viele Verbraucher lassen sich nicht mehr durch kosmetische Updates, neues Design oder ein paar Zusatz-Features zum Upgrade bewegen,“ konstatiert Alexander Dehmel, Experte für technische Konsumgüter bei NIQ. „Die Anforderungen sind gestiegen: Wer investiert, erwartet echte Verbesserungen – Multifunktion, längere Lebensdauer, bessere Leistung, kompatibles Zubehör oder niedrigeren Stromverbrauch. Vor allem in Produktkategorien wie TV, Audio oder Smartphone müssen sich Hersteller mehr einfallen lassen, um Begehrlichkeit zu erzeugen. Innovation wird nur dann honoriert, wenn sie relevant ist. Klar zu sehen ist das im Bereich der Haushaltskleingeräte, in denen in den letzten Jahren die meisten Produktinnovationen auf den Markt kamen.“

5. IT-Ersatzkäufe

Nach Jahren der Kaufzurückhaltung rückt 2025 die private IT-Ausstattung wieder stärker in den Fokus der Konsumenten. Viele Geräte, die während der Pandemie angeschafft wurden, erreichen nun (nach durchschnittlichen Produktzyklen von sechs Jahren) ihr Lebensende. Auch das Ende des Windows-10-Supports im Oktober 2025 sorgt dafür, dass viele Haushalte und kleinere Unternehmen ihre Geräte rechtzeitig auf den neuesten Stand bringen wollen bzw. müssen. Die Mehrheit der Käufe in Deutschland erfolgt dabei nicht aus Neugier, sondern aus Notwendigkeit – 59 Prozent der Laptops wurden hierzulande in den letzten 12 Monaten ersetzt, weil das bisherige Gerät defekt oder veraltet ist. Gleichzeitig wächst die Bereitschaft, in langlebige und leistungsstarke Modelle zu investieren. Wer heute kauft, will zukunftssichere Technik – und öffnet damit die Tür für Premiumisierung und neue Impulse im privaten IT-Markt.