Konsum zwischen Nachholbedarf und neuer Bewusstheit

Erholung der globalen Tech-Märkte

Das weltweite Marktwachstum zeigte 2024 ein differenziertes Bild: In Schwellenländern wie Indien sorgt die rasche Urbanisierung, das Wachstum einer konsumfreudigen Mittelschicht und eine technikaffine, junge Bevölkerung für eine starke Nachfrage. Viele Käufe sind dort Erstanschaffungen, begünstigt durch den verbesserten Zugang zu moderner Technologie. Diese Dynamik führt zu einem spürbaren Anstieg der Verkaufszahlen.

Dem gegenüber stehen die entwickelten Märkte, die sich weiterhin in einer Phase der Marktsättigung befinden. Die pandemiebedingte Sonderkonjunktur ebbt ab, und der Umsatz verzeichnete zuletzt ein leichtes Minus von 1 Prozent. Gleichzeitig lässt sich ein qualitativer Wandel im Kaufverhalten beobachten: Konsumenten setzen zunehmend auf weniger, dafür aber hochwertigere Anschaffungen, die bewussten Konsum und nachhaltige Lebensstile widerspiegeln.

Verbraucherstimmung 2025

Im Jahr 2025 zeigt sich die Konsumlaune der Verbraucher weltweit ausgeglichen: 30 Prozent bewerten ihre finanzielle Lage besser als im Vorjahr, 32 Prozent schlechter. Dahinter verbergen sich jedoch große regionale Unterschiede. In Indonesien etwa herrscht mit einem Indexwert von +46 deutlicher Optimismus, während in der Türkei mit –33 eine stark negative Stimmung überwiegt.

Diese Entwicklung spiegelt sich auch in der Konsumbereitschaft wider: Schwellenländer zeigen deutlich stärkeren Aufwind als Industrienationen – ein Trend, der sich bereits 2024 abzeichnete. Die Entspannung bei Lebenshaltungskosten veränderte das Ausgabeverhalten vieler: Aus vorsichtiger Zurückhaltung wurde ein reflektierter Konsumstil. Es wird nicht unbedingt weniger gekauft – sondern gezielter und überlegter.

Vor allem im Technologie- und Gebrauchsgütersegment manifestiert sich dieses neue Konsumverhalten. Preisbewusstsein bleibt wichtig, doch gewinnen Langlebigkeit und Produktqualität an Relevanz. Viele Konsumenten verschieben Käufe strategisch, um gezielt auf attraktive Angebote zu warten. 47 Prozent geben an, ihre Anschaffungen bewusst zu timen – ein Plus von fünf Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr.

Auffällig: Rabatte führen nicht automatisch zu Sparsamkeit. Rund ein Drittel der Käufer gibt während Aktionszeiträumen mehr aus als geplant – vor allem im Premiumsegment, das beispielsweise an Black Friday überdurchschnittlich zulegt. Das zeigt: Der Spagat zwischen Preisbewusstsein und Qualitätsanspruch gelingt zunehmend besser.

Regionale Unterschiede bei Kaufmotiven

Die Beweggründe für den Erwerb von Technologie- und langlebigen Konsumgütern variieren je nach Marktstruktur erheblich. Weltweit ersetzen 51 Prozent der Käufer ein defektes Produkt, 22 Prozent kaufen erstmals oder werten ihr bestehendes Gerät auf.

In reifen Märkten überwiegt der Ersatzbedarf deutlich: In Deutschland liegt dieser Anteil sogar bei 60 Prozent – deutlich über dem weltweiten Schnitt. In Schwellenländern wie Indien oder der Türkei dagegen ist der Erstkauf stark ausgeprägt: In Indien etwa tätigen 27 Prozent der Befragten ihre erste Anschaffung – fast doppelt so viele wie im globalen Mittel. Diese Zahlen verdeutlichen den Nachholbedarf und das strukturelle Wachstum in aufstrebenden Märkten, deren Bedürfnisse sich klar von denen gesättigter Volkswirtschaften unterscheiden.

Fazit: Vielfältige Konsummuster

In einer zunehmend volatilen, unsicheren, komplexen und mehrdeutigen Welt (VUCA) nimmt die Heterogenität der Verbrauchermuster weiter zu – über Länder, Altersgruppen und sozioökonomische Kontexte hinweg. Diese Fragmentierung wird durch geopolitische Konflikte und neue Handelsbarrieren, wie aktuelle Zollstreitigkeiten, weiter verstärkt. Dennoch identifizieren die Experten von NIQ für 2025 vielversprechende Wachstumspotenziale: Vor allem dort, wo Innovationen gezielt auf Trends wie Nachhaltigkeit, Bequemlichkeit und Leistungsverbesserung einzahlen, zeichnen sich positive Entwicklungen ab.