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Was Verbraucher von Car-Entertainment-Systemen erwarten

Über spannende Entwicklungen und die vielfältigen Angebote im Bereich Car-Entertainment berichtet Jan Wolter, Geschäftsführer Europa bei Applause. Das Unternehmen testet Software bei Nutzern und holt deren Feedback ein.
Jan Wolter - Foto: Oliver Reetz
Jan Wolter - Foto: Oliver Reetz
Wenn Autos von allein fahren, braucht der Mensch eine neue Beschäftigung. Futuristische Konzepte ersetzen Autofenster vollständig durch digitale Displays, um darüber Filme oder Videospiele zu zeigen. Auch der Einsatz von Virtual Reality (VR) wird in Zukunft ein völlig neues Fahrerlebnis schaffen und es uns ermöglichen, uns – zumindest visuell – von einem Autobahnstau in NRW auf eine sonnige Landstraße in Bayern zu beamen.

Bis zur Massentauglichkeit solcher Visionen ist es wohl noch eine Weile hin. Einer Prognos-Studie zufolge werden sich autonome Autos erst 2040 durchsetzen. Spannende Entwicklungen im Bereich Car-Entertainment gibt es jedoch schon heute. Sie sollen uns lange Fahrten angenehmer gestalten und die Sicherheit erhöhen. Damit diese Angebote einen echten Mehrwert schaffen und langfristig Relevanz finden, müssen Hersteller und Händler verstehen, worauf es Verbrauchern bei der Nutzung ankommt.

Entertainment-Angebote für die Fahrt

Die Entertainment-Angebote fürs Auto sind schon heute vielfältig. Nicht mehr ganz weit von der Marktreife entfernt ist zum Beispiel der Einsatz von Augmented Reality (AR) im Auto. BMW tüftelt gerade an einer Brille, die Fahrern Kurznachrichten direkt in ihr Sichtfeld einblendet. Besonders interessant ist der Einsatz von AR in der Navigation: Wegweiser werden darüber direkt in die Umgebung des Fahrers integriert und der Blick auf das Smartphone wird überflüssig.

Nicht mehr ganz so neu sind Anwendungen, die es ermöglichen, Smartphone-Apps mit dem Bordcomputer zu verbinden. Anrufe und Nachrichten können darüber empfangen und Musik und Podcasts abgespielt werden. Auch das GPS-Signal lässt sich vom Smartphone auf den Bordcomputer übertragen. In vielen neueren Autos funktioniert das direkt über die integrierte Hardware. Besitzer älterer PKWs können speziell für die Autofahrt konzipierte App-Varianten auf Tablets oder Smartphones nutzen. Die Adaptionen schränken die Features von Apps wie Spotify oder Google Maps auf das Nötigste ein, um den Fahrer so wenig wie möglich abzulenken. Ein gutes Beispiel ist Android Auto. Die App setzt auf große Schaltflächen, um die Bedienung zu vereinfachen und ermöglicht zudem die Steuerung über Sprache. Das Potenzial der Sprachnutzung während der Fahrt haben auch andere Anbieter erkannt. So integrieren BMW, VW und Ford beispielsweise Amazon Alexa in ihre Fahrzeuge und Mercedes stellte im letzten Jahr seinen eigenen Sprachassistenten „Hey Mercedes“ vor.

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Diskrepanz zwischen Erwartung und Realität

Die Marktforscher von Futuresource schätzten, dass das weltweite Marktvolumen für Entertainment-Hardware im Fahrzeug durch diverse Faktoren wie optimierte Bildschirme, eine höhere Internet- und WiFi-Reichweite und Systeme wie Apple CarPlay und Google Android Auto bis 2021 auf 36 Milliarden Dollar steigen wird. 2016 lag das Umsatzvolumen noch bei 16 Milliarden Dollar.

Dennoch besteht bei Entertainment-Diensten für das Auto häufig eine Diskrepanz zwischen den Erwartungen der Verbraucher und der technischen Umsetzung. Kantar TNS fand in einer Studie 2017 heraus, dass die meisten Nutzer die Features fürs Auto eher als optionales Extra und weniger als sinnvollen Teil des Fahrzeugs betrachten. Um die Relevanz von Car-Entertainment für Verbraucher zu steigern, sollte das Angebot stärker auf den einzelnen Anwender zugeschnitten und für die Fahrt relevant konzipiert sein.

Herausforderungen für Hersteller und Entwickler

Die Vielfalt der genutzten Devices und Automodelle macht es Anbietern von Car-Entertainment nicht leicht, ihre Produkte so zu entwickeln, dass sie für alle Abnehmer gleichermaßen gut funktionieren und leicht zu bedienen sind. In kaum einem anderen Umfeld ist es jedoch so wichtig, Latenzen und Störungen so gering wie möglich zu halten. Denn auch schon kurze Ablenkungen können die Sicherheit des Fahrers gefährden. Umfangreiche Testzyklen mit einer Vielzahl von Devices und Fahrzeugen helfen Entwicklern, ihre Produkte zu optimieren und sicherzustellen, dass die Features auch unter realen Fahrbedingungen leicht zugänglich sind.

Eine weitere Herausforderung ist die Diversität der Zielgruppen. So steigt zwar die Verbrauchernachfrage nach Car-Entertainment auch bei älteren und technisch weniger versierten Fahrern, der Lernprozess kann jedoch mühsam sein. Um die reibungslose Nutzung während der Fahrt sicherzustellen und vor allem die Sicherheit des Fahrers und der übrigen Verkehrsteilnehmer zu gewährleisten, ist es jedoch essenziell, dass der Anwender Geräte und Apps intuitiv bedient. Fahrer müssen schnell verstehen, welche Befehle sie eingeben müssen, um mit einem Device zu kommunizieren. Viele Hersteller von Car-Entertainment sind sich dieser Diversität schon bewusst und testen ihre Geräte an heterogenen Nutzergruppen in aufwändigen Testphasen.

Kunde ist nicht gleich Kunde – Chancen für Händler

Um den Absatz ihrer Car-Entertainment-Angebote zu steigern, müssen auch die Händler verstehen, wie individuell ihre Kunden die Systeme einsetzen und bedienen. Händler sollten sich mit den verschiedenen Features vertraut machen und sie ihren Kunden persönlich erklären. Nur wenn der Kunde den Mehrwert der Entertainment-Möglichkeiten erkennt, ergeben sich für den Händler auch Upselling-Optionen. Erst im persönlichen Gespräch können Händler von ihren Kunden lernen und die Produkte dann besser an deren individuelle Bedürfnisse anpassen.

Es bleibt spannend, wie sich Entertainment-Systeme im Auto in den nächsten Jahren entwickeln. Der Erfolg von Car-Entertainment wird aber auch in Zukunft wesentlich von Bedienbarkeit, Funktionalität und Sicherheit abhängig sein. Um künftig erfolgreiche Dienste anbieten zu können, müssen Unternehmen vor allem eines tun: Den Nutzer in den Mittelpunkt stellen. Nur eine sinnvolle Kombination aus Testverfahren wie manuellen und explorativen Tests in realer Umgebung und einer flexiblen Automatisierungsstrategie kann die Komplexität der neuen digitalen Produkte abdecken. Dabei gilt nichtsdestotrotz: Menschlicher Scharfsinn und Kreativität sind immer noch nötig, um sowohl oberflächliche als auch tiefgehende Fehler zu finden, die vorab nicht im unternehmensinternen Testlabor planbar sind. Mit strukturiertem Testdesign müssen die neuen Angebote zudem so funktional wie möglich gemacht werden. Nur dann haben Unternehmen auch wirklich eine Chance, den stetig wachsenden Erwartungen ihrer Nutzer gerecht zu werden und einen Mehrwert für die Fahrt zu schaffen.

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